Einstiegsgehalt und Konditionen in einer Kanzlei verhandeln

Wie hoch ist das Einstiegsgehalt als Steuerberater:in oder als Wirtschaftsprüfer:in? Welche Konditionen darf ich als Berufsanwärter:in erwarten? Wir haben die wichtigsten Tipps dazu gesammelt.


Konditionen

Worauf es ankommt: Wenn du den Vertrag für deine neue Stelle verhandelst, legst du einen wichtigen Grundstein für deine Zufriedenheit im neuen Job. Dabei gilt es, eine Balance zwischen den gesetzlichen und persönlichen Mindestanforderungen und deinen Idealvorstellungen zu finden.

Wer sich an dieser Stelle unter Wert verkauft, könnte das lange bereuen. Vor allem, wenn die Besonderheiten einer Kanzlei so schnell keine Änderung der Konditionen zulassen. Außerdem entdeckst du spätestens an diesem Punkt, wie flexibel eine Kanzlei wirklich bereit ist, auf die Wünsche und Vorstellungen von Mitarbeiter:innen einzugehen.


Konditionen verhandeln kompakt erklärt

  • Informiere dich vorab über das kollektivvertragliche Mindestgehalt und deine Leistungsstufe. Sie dienen als Ausgangspunkt für deine Vorstellungen und die Verhandlung.
  • Gehe erneut deine Must-have-Kriterien für die Wahl deiner Arbeitgeberin bzw. deines Arbeitgebers durch und bereite dich darauf vor, diese vertraglich festsetzen zu lassen.
  • Verträge und Recruiter kommunizieren in der Regel immer das Bruttogehalt. Benutze Tools wie den Brutto-Netto-Rechner der österreichischen Arbeiterkammer, um schon vorher ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel nach Steuern und Sozialabgaben tatsächlich auf deinem Konto landet.
  • Finde heraus, in welchem Gehaltsrahmen du dich realistisch gesehen wohlfühlst und kommuniziere als Ausgangspunkt die Obergrenze davon.
  • Achte neben dem Einstiegsgehalt auch immer darauf, wie deine zukünftige Kanzlei Dienstfreistellungen, Mehr- bzw. Überstunden sowie das Thema Zeitausgleich handhabt.
  • Lies dir vorab den jeweiligen Kollektivvertrag durch. Sprich auf jeden Fall Abweichungen an, bevor du unterschreibst.
  • Hab ein Auge darauf, ob dein Arbeitsverhältnis laut Vertrag befristet oder unbefristet ist. Wenn kein erkennbarer oder bereits im Voraus festgelegter Grund für die Befristung besteht, kannst du darum bitten, diese Passage zu streichen.


Wie viel Gehalt bekommen Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen?

Laut Kollektivvertrag und Gehaltstabellen sind die Mindestgehälter je nach Dienstjahren und Leistungsstufen eindeutig festgelegt. Die aktuellen Gehaltstabellen und Kollektivverträge findest du auf der Website der Kammer der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen.

Arbeitgeber:innen steht es jedoch selbstverständlich frei, mehr zu bezahlen. Diesen Handlungsspielraum gilt es bei Vertragsgesprächen auszuloten. Willst du das richtige Einstiegsgehalt für deinen neuen Job verlangen, musst du einige Faktoren im Auge behalten.

Ein Lohn über dem kollektivvertraglichen Minimum kann beispielsweise aufgrund von zusätzlichen Qualifikationen oder als besonderer Anreiz, um qualifizierte Talente anzulocken, infrage kommen. Manchmal finden sich in den Jobausschreibungen von Kanzleien aber nur vage Angaben wie “Bereitschaft zur Überzahlung" oder “Überzahlungen möglich”.

Die Gehaltsverhandlung ist der Ort für klare Bekenntnisse. Beide Seiten brauchen schließlich harte Fakten für die Zukunftsplanung. Das bedeutet auf deiner Seite aber auch eine gewisse Bringschuld. Du musst ebenso klar aussprechen, welches Einkommen du erwartest.

Kenne deinen Wert

Bleib bei deinen Forderungen realistisch. Du kannst deutlich über deinem Basisgehalt einsteigen, musst das aber umso besser argumentieren, je näher du der Grenze zur nächsthöheren Leistungs- oder Hierarchiestufe kommst.

Hast du dieselbe Berufserfahrung wie die am längsten dienenden Kolleg:innen der neuen Kanzlei, kannst du dich durchaus in deren Gehaltsbereich wagen. Forderst du ein Jahr nach deiner Fachprüfung bereits den Lohn der Abteilungsleiter:innen, wird man dich im besten Fall freundlich belächeln.

Als Berufsanwärter:in gilt jedenfalls, dass du speziell beim Gehalt nicht zu offensiv verhandeln solltest. Du stehst am Beginn deiner Karriere und hast aller Voraussicht nach noch weniger Argumente für eine Überzahlung parat.

Arbeitszeiten verhandeln

Normalerweise legen Arbeitsverträge auch die Normalarbeitszeiten fest. Das sind jene Zeiten pro Tag, in deren Rahmen deine Tätigkeit ausgeführt wird. Die Wochenstunden können dabei gleichmäßig auf alle fünf Arbeitstage der Woche aufgeteilt sein oder variieren. Dadurch endet die Woche beispielsweise am Freitag früher oder wird gar auf eine 4-Tage-Woche reduziert.

Zusätzlich solltest du Kernarbeitszeiten sowie Gleitzeitmodelle besprechen. Hast du beispielsweise Betreuungspflichten, weil du dein Kind morgens in die Schule bringen musst, müssen diese Umstände entsprechend im Vertrag berücksichtigt sein, um späteren Diskussionen vorzubeugen.

Gerne arbeiten Arbeitgeber:innen auch mit sogenannten All-in-Verträgen, auf deren Basis eine gewisse Menge an Überstunden ohne weitere Entschädigung angeordnet werden kann. Überlege dir gut, ob du dich darauf einlassen willst und ob das mit dem angebotenen Gehalt auch adäquat abgegolten wäre.

Unser Tipp: Meide All-in-Verträge – besonders, wenn der potenzielle Mehrstundenaufwand massive Auswirkungen auf deine Gesundheit und/oder deine privaten Verpflichtungen haben kann. Was du außerdem für deine Work-Life-Balance tun kannst, zeigen wir dir hier.

Zwei

Achtung bei Benefits und New Work Angeboten

Benefits und New Work Maßnahmen werden von Arbeitgeber:innen oft als Erweiterung der Basiskonditionen angesehen. In manchen Fällen kann das aber bedeuten, dass Kanzleien ihren künftigen Mitarbeiter:innen bei Verhandlungen keinerlei Zugeständnisse mehr machen.

Dabei argumentieren Arbeitgeber:innen, dass die Zusatzangebote rechtfertigen, vertraglich etwa nur den Mindestlohn festzulegen. Sehr häufig ist das der Fall, wenn die Benefits irgendeine Form von bedingten Bonuszahlungen vorsehen – beispielsweise in Form von Erfolgsprämien oder einer Gewinnbeteiligung.

Diese Praktik ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen hast du potenziell selbst in der Hand, wie hoch dein tatsächlicher Lohn als Steuerberater:in oder Wirtschaftsprüfer:in ist. Zum anderen bekommst du garantiert nur das Minimum, wenn die Dinge nicht nach Plan laufen.

Dessen solltest du dir bewusst sein, bevor du bei einer Kanzlei unterschreibst. Wäge ab, ob du dich mit deinem Ehrgeiz oder einem sicheren, aber eventuell nicht ganz so hohen Gehalt wohler fühlst.

Last Minute Klärungen

Spätestens bevor du den Stift zur Unterschrift ansetzt, solltest du alle offenen Fragen und Themen ansprechen, die später nicht oder nur noch kompliziert zu lösen sind. Der Klassiker ist ein bereits gebuchter Urlaub. Kläre diesen Umstand rechtzeitig mit der Arbeitgeberin bzw. deinem Arbeitgeber.

Sofern du nicht direkt nach der Einstellung und vor der Deadline für alle Jahresabschlüsse für einen ganzen Monat in die Karibik verschwindest, werden sich die allermeisten Kanzleien verständnisvoll zeigen. Ähnlich verhält es sich bei Betreuungspflichten oder anstehenden Umzügen.

Mit taxado auf dem Weg zur nächsten Gehaltsverhandlung

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